Was ist Hypnose eigentlich genau?

Diese Frage wird Klienten, Interessenten, aber auch Hypnotiseuren und Hypnosetherapeuten immer wieder in unterschiedlichem Kontext gestellt und jeder, der sich mit Hypnose etwas eingehender befasst hat, weiss, dass sie nicht so ohne weiteres nur in ein paar Worten zu beantworten ist.

Die Hypnose ist ein Wahrer Kosmos aus Bewusstseinszuständen, Induktionstechniken, Tranceanwendungen und Erklärungsmodellen, die weit über die Grenzen einer kurzen, knappen Definition hinausgehen.

Zumeist behilft man sich deshalb leider nur mit knappen Antworten wie
  • Hypnose ist ein suggestives Verfahren, mit dem man das Unterbewusstsein direkt ansprechen kann.
  • Hypnose ist eine Entspannungstechnik, bei der der Klient aufnahmefähiger wird.
  • Hypnose ist ein Zustand gesteigerter Lernfähigkeit.
  • Hypnose ist eine Trancetechnik, mit der man innerer Veränderungen in kürzerer Zeit erreichen kann.
  • Hypnose ist eine besonders tiefgreifende Form der Kommunikation.
  • Hypnose ist Hilfe zur Selbsthilfe - der Hypnotiseur ermöglicht dem Klienten das zu ändern, was er ändern möchte
Das ist nur eine kleine Auswahl an gängigen Antworten, die auf die Frage, was Hypnose nun eigentlich ist regelmässig gegeben werden. Häufig genügt eine solche Antwort auch, weil der Fragende eigentlich nur eine (möglichst kompakte und auf seine Bedürfnisse bezogene) Information wünscht - und keinen Fachvortrag. :-)
Deshalb möchte ich an dieser Stelle etwas intensiver auf das Thema eingehen und eine Reihe verschiedener Aspekte aufzeigen, die die Hypnose ausmachen.

Tatsächlich ist die Hypnose nicht als einheitliche Technik zu sehen, sondern vielmehr als eine Sammlung aus verschiedenen Techniken und Vorgehensweisen, die (zumeist) das Ziel haben, eine Trance zu erzeugen und mit deren Hilfe im Hypnotisieren einen bestimmten Effekt zu erzeugen.

Verschiedene Techniken deshalb, weil auch nicht jede Trance die selbe ist
Ebenso wie die verschiedenen Hypnose-Techniken sich unterscheiden, unterscheiden sich auch die durch sie erreichbaren Trancezustände. 
Und diese Unterscheidung ist nicht nur in leichte, mittlere und tiefe Trance zu unterteilen, sondern kann auch nochmals in bspw. Entspannungstrance, Interaktive Trance (mit Bildwahrnehmung), Aktivitätsgesteigerte Trance (Zustände erhöhter Energie) oder Spirituell geprägte Trance (z.B. mit Erinnerungen an frühere Leben) untergliedert werden.

Eine grosse Zahl von Hypnose-Anwendungen bietet Zugang zu den unterschiedlichsten Funktionen des menschlichen Nervensystems und auch diese Tatsache lässt vermuten, dass hinter der Hypnose mehr steckt als ein einfacher, immer gleichartiger Dämmerzustand, in dem dem Klienten etwas "eingeflüstert" werden kann, was nicht real ist. 

Über das Sprachzentrum (denn die Hypnose findet ja zumeist in Form des gesprochenen Wortes statt) werden gezielt die Bereiche angesprochen und stimuliert, in denen eine Veränderung erwünscht ist.
Nach erreichen der Trance ist das Gehirn in einem unkritischen Zustand, in dem es gesprochene Worte in Vorstellungen umwandelt und diese als real akzeptiert. 
Suggeriert der Hypnotiseur dem Klienten bspw. die Vorstellung, er würde gerade Klavier spielen, akzeptiert das Gehirn diese Vorstellung zu einem gewissen Grad als real und aktiviert die Zentren, die für das Klavierspielen benötigt werden. Tritt nun während dieses Vorstellungsprozesses eine neue Erfahrung ein (z.B. indem der Hypnotiseur eine Vorstellung davon erzeugt, wie der Klient ein besonders schwieriges Stück, das er zuvor nur mit viel Lampenfieber aufgrund der Angst, er könne sich verspielen vortragen konnte vollkommen entspannt und fließend spielt), nimmt das Gehirn dieses Erlebnis als real an und speichert es als Erfahrung. Kommt es nun im Anschluss wieder zu einer vergleichbaren Situation, in der der Klient dieses Stück vor Publikum vortragen möchte, erinnert sich das Gehirn an die erfolgreiche Ausführung dieser Aufgabe im virtuellen Umfeld der Hypnose und nutzt diese Erfahrung, um in der realen Situation ein besseres Ergebnis zu erzielen.

Das ist natürlich nur ein Beispiel von vielen für eine Anwendungsmöglichkeit der Hypnose. Beim Klavierspielen werden andere Gehirnzentren beansprucht wie beim Lösen von Mathematikaufgaben oder beim ausführen von sportlichen Geschicklichkeitsübungen. Die Hypnose passt die jeweils aktiven Funktionen also an das entsprechende Thema an.